Die Harmonie von Yin und Yang als Kampf- und Heilkunst und spiritueller Lebensweg.
Tai Ji Quan ist ein altes chinesisches Trainingsprogramm, dessen Wurzeln aus der Kampfkunst stammen. Es betont die Verbindung zwischen Körper und Geist durch langsame, sanfte Bewegungen, Meditation und tiefes Atmen. Es erfordert alle wichtigen Muskelgruppen und Gelenke, um die langsamen, sanften Bewegungen zu vollenden. Es hat sich gezeigt, dass Tai Ji Quan Gleichgewicht, Beweglichkeit, Kraft, Ausdauer, Muskeltonus und Koordination verbessert.
Die Mediationskomponente von Tai Ji Quan hilft den Geist zu beruhigen, die Konzentration zu verbessern, Angstzustände zu reduzieren und den Blutdruck und die Herzfrequenz zu senken. Nicht zuletzt streckt die Tiefenatmung des Tai Ji Quan, die an der Atmung beteiligten Muskeln und löst Verspannungen. Darüber hinaus hilft es, die Blutzirkulation im Gehirn zu verstärken, was die geistige Wachheit und Klarheit erhöht.
Tai Ji Quan zählt in China zu den Kampfkünsten der inneren Stile (Neijia). Die Geisteshaltung und das damit verbundene selbstsichere Auftreten helfen dabei Bedrohungssituationen schon im Vorfeld zu entschärfen und so dazu beizutragen, den Konflikt nicht eskalieren zu lassen. Eine Selbstverteidigungskunst der nicht aggressiven Art.
Das Selbstverteidigungsprinzip bei Tai Ji Quan beruht auf der Ausnutzung der Kraft des Gegners. Angriffe werden blitzschnell umgelenkt und neutralisiert, wobei kaum eigene Kraft vonnöten ist, sondern hauptsächlich das Potenzial des Angreifers ausgenutzt wird. Tai Ji Quan drückt sich aus durch Ausweichen, Umlenken und Neutralisieren, in Kombination mit Schlägen, Kicks, Sprüngen, Hebeltechniken und Würfen.
Beim Formtraining werden die Bewegungen je nach Stilform sehr langsam, entspannt und fliessend ausgeübt, oder es werden in fortgeschrittenen Formen blitzschnelle und sehr kraftvolle Bewegungen integriert. Auch verschiedene Waffen kommen in den fortgeschrittenen Formen zum Einsatz.
Die Kampfanwendungen werden mittels "Tui Shou, Pushing Hands" am Partner eingeübt. Diese werden mit diversen freien Sparringformen, welche auch Techniken des "Bagua Zhang, Xing Yi Quan, Changquan und Sanda" beinhalten kombiniert. Dies erlaubt es Erfahrungen auf einem breiten Spektrum verschiedenster Kampfstile zu sammeln, welche das eigene Tai Ji Quan bereichern und im Umgang mit verschiedensten Gegnern und Situation hilfreich sind.
Bei Krankheiten wirkt Tai Ji nicht nur vorbeugend, sondern stellenweise auch behandelnd. So ist die Bedeutung des Tai Ji Quan als Form der Krankheitsvorbeugung und Krankheitsbehandlung, sowie seine gesundheitsfördernde Wirkung mittlerweile vorbehaltlos anerkannt und wird sehr oft sogar von Medizinern empfohlen. Tai Ji Quan ist wie Qi Gong ein wichtiger Bestandteil der TCM.
Tai Ji Quan führt zu...
Tai Ji Quan verbindet uns mit unseren eigenen bewussten Gedanken, Emotionen und unserer Seele. Wir bekommen die Fähigkeit, uns selbst bewusst zu werden. Sobald wir unser Selbstbewusstsein vertiefen, wird unser Geist ruhiger und klarer.
Tai Ji Quan unterstützt zwar einen persönlichen Glauben, ist aber kein Glaube an sich. Selbst wenn wir tief in die daoistischen Weisheiten von Yin und Yang, den fünf Wandlungsphasen und dem I Ging eintauchen, studieren wir eine Philosophie, keine Religion. Tai Ji Quan als spirituellen Weg zu beschreiten bedeutet also, sich für eine Praxis zu entscheiden, die uns von Natur aus tiefer zu uns selbst und zu allen Schichten unseres Selbst zurückbringt, die wir haben. Das Zentrieren in unseren Körper und Geist durch Tai Ji Quan stimmt uns auf uns selbst ein. Unser Selbstbewusstsein erweitert sich in allen vier Bereichen, Körper, Geist, Emotion und Seele.
Mut, Ausdauer, Ruhe, Weisheit, all dies entstammt einer Quelle, unserem Selbstbewusstsein, dem Wissen um unsere eigene Natur. Selbstbewusstsein gibt uns die Möglichkeit, die volle Verantwortung für unsere Handlungen zu übernehmen, sodass wir sie mit klarem Verstand betrachten können. Wenn sich unser Selbstbewusstsein durch die Tai Ji Quan Praxis vertieft und sich Körper und Geist in Klarheit vereinen, öffnet sich das Tor zu unserer Essenz, unserem spirituelles Seelenbewusstsein.
Ist das nicht dasselbe? Das sieht irgendwie gleich aus? Das ist eine Frage die Anfänger oft stellen.
Qi Gong ist eine Praxis, die sich auf die Kultivierung, Zirkulation und Harmonisierung von Qi konzentriert. Die Idee ist zuerst den Körper und Geist als Ganzes auszugleichen, und dann mittels gezielten Übungen zu heilen, oder präventiv gesund zu erhalten.
Obwohl Tai Ji Quan verwandt ist, ist es grundsätzlich eine Kampfkunst. Einige Formen von Qi Gong fördern körperliche Eigenschaften, welche für Kampfsportarten sehr nützlich sind (Shaolin-Qi Gong / Wudang-Qi Gong), aber im Vergleich dazu fehlen dem Qi Gong die Angriffs- und Verteidigungsprinzipien, die in den Tai Ji Quan Formen enthalten sind.